Mittwoch, 29. Januar 2014

29012014 // S 02 // 37:02

aller anfang ist schwer am ende der wald auf dem hügel ein monolith  fließt der atem von selbst mühsam aller anfang die seelenlosen wege auf denen du dich schritt für schritt aus den gelenken bewegst du schatten vermischen sich mit der dämmerung trägst du ein gewichtsloses bündel das du nicht wolltest und doch wie blei liegt der himmel ein graumeer mit umgestülptem ufer pergamentkalte luftziegel schraffuren ein first aus unwägbarkeit vor der kleinen klippe würde ein leuchtturm gut stehen oder wenigstens eine laterne und wenn schon gar nichts dann das bild von einem stern besser ich sehne mich nach den hellen nächten ich sehne mich nach den hellen nächten mit dir im gefolge die tage voll liebe der atem im fluß


Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 26. Januar 2014

26012014 // S 02 // 37:10

dein erster blick das dorf vor der baumstadt ein kleiner birkenweiler die wände der häuser in glänzendem weiß getüncht als hätten sie der angst vor spätem winter ein gegengesicht zu zeigen im windgerüst zerfledderte astflaggen wechsellicht eingezäunte regenherden die wintersaat geht auf in einem anderen grün ins weit hinaus was bleiben soll kann bleiben nur mythen sollen sich nicht ranken die worte dürfen bald verschwimmen die letzte asche im überall und nichts dann kannst du alles lassen bist himmel du bist meer ein regentropfen wolkenhalm dort spüre ich die schrift deiner lippen an meinem hals und im geschnittenen feuchten gras wandern die finger ins gewisse aufrecht öffnet der himmel die zäune das blau noch blass und ungewohnt aber im wechsel nährt das gehende das kommende unter dem randlosen blätterbuch weidet mein blick auf der ferne


Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 19. Januar 2014

19012014 // S 02.1 VO // 55:36

am schluss zum erstenmal so etwa wie flow csíkszentmihályi fällt dir ein und die tage in münchen am schluss die gedanken auf die schrittfolge die abläufe der muskeln das graue meer steht kopf und uferlos die zweige zeichnen ungenaue linien wie ein ganzes am ende bist du allein und am ende gehst du allein too hunt the good stuff schrieb einer am vortag und hat so sehr recht an den rändern des aufwuchses halfter aus moos wie gerne doch schlügen die bäume aus aber man hat sie geschnitten bäume wie schiffsmasten und bäume wie tote boote aber sie können ihnen das herz nicht herausschneiden es hat seinen platz überall und die haut lebt auch nach dem schnitt weiter und die geschichten bleiben verhaftet von träumern und liebhabern von traurigen und geküssten und von denen die gerne geküsst worden wären sie könnten geschichten erzählen aus den jahrzehnten sie wüssten um die lügen die niemand sah aber sie schweigen und hüten das vergangene als ihr geheimnis noch geht der atem und kommt von selbst wieder niemand flößt dir die luft ein die mutter sorgt sich und erzählt von der kleinen sehnsucht als sie holz sammelte als letztes der gedanke an papier das den hauch eines baumes trägt und das flüstern der luft im letzten rippenbogen dann läufst du aus und schreibst einen brief auf wolkengrau in die ferne


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 16. Januar 2014

16012014 // S 02 // 38:16

am ende des aufstiegs tannensiedlungen in enger anlehnung den willen laufen lassen wie einen hund der sich nach ungezähmten gelände sehnt eine vergessene jahreszeit längst nicht mehr nach licht suchen sondern den dämmernden schimmer über die aufgeweichten wege fallen verzweigungen aus dürrem geäst fern jeder krone ansammlungen von verzweiflung abzweigungen sackgassen und aufgänge du darfst nicht verzagen sondern die wiederholung als herausforderung sehen beim zweiten mal ist der weg am schwierigsten danach lohnt sich die wiederholung in der ferne eine strasse mit wechsellicht eine regenherde vorbeilassen einen kanister finden in dem ein rest von atemstoff lagert die luft zerfließt bleibt rauh im tropfen hobeln schmirgelnder seitenwind am morgen wird ein streifen der rötung den tag schöner werden lassen diesen blick wirst du dir gönnen und die musik des alten mannes wird noch tiefer in deiner seele wurzeln


Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 12. Januar 2014

12012014 // S 02 // 38:12

die bäume am fluß bleiben fremd noch schmecken die lippen den abschied das verborgene wort die ungestillte sehnsucht wie betäubt das warten ohne entfernungen der schmerz in den schultern hier gewöhne ich mich langsam nach langer abwesenheit eine kleine heimat nebelbänke keine weite keine konturen kein schiff in sicht dafür aufgerissene wege entwurzeltes moos aufgeschnittene bäume am ende der aufgelaufenen zeit dann und wann licht zwischen schütterem geäst auf der rückseite einbrüche andere kennzeichen zuvor ungesehen farbige zahlen auf rauhem gehäut unsicher die kommende zeit fährt ein und am ende der geleise ein nebelschoß aus dem angsthaar wuchert


Hermann Josef Schmitz

Samstag, 4. Januar 2014

04012014 // S 01 // 42:18

die graulichtherde ist angewachsen gleichmässig nadelnd regen aus nachwachsenden wolkentannen zuerst ein steinerner schnabel ohne ton dann ein letzter zugeklebter lichtblick zimtschmetterlinge sind abgefallen ihre zerbrochenen flügel fremden schriftzeichen gleich zahlen deren hintergrund du nicht kennst aber der atem wird von vielen zungen getragen und es gibt eine einzige sehnsucht das die schultern und das herz frei werden von entfernungen und das sehnen über die grenzen bleibt


Hermann Josef Schmitz